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Medikamente bei Schlafstörungen - Ja oder Nein?

 

 

Ist es ratsam Medikamente bei Schlafstörungen zu nehmen?

 

Wie bei jedem Problem, das ich mit Medikamenten behandele, ist es vor allem dann wirkungsvoll, wenn ich mich gleichzeitig gesundheitsförderlich verhalte.

Ein Beispiel: Ich nehme ein Antibiotikum gegen meine Bronchitis und rauche eine Schachtel Zigaretten. Ich wundere mich, warum die Bronchitis nicht sofort besser wird.

Wenn ich mich dafür entscheide Medikamente zu nehmen, sollte ich zusätzlich meinen Schlaf-Wach-Rhythmus strukturieren und eventuelle andere Schwierigkeiten angehen, wie zB  Stressbewältigung. Es kann nicht Sinn der Sache sein, dass ich wieder nicht schlafen kann, sobald ich das Medikament absetze. Das ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die Ursache noch nicht behoben ist. 

Schlafmedikation behebt nicht die Ursache sondern ist Symptombehandlung. Kann aber vorübergehend äußerst sinnvoll sein, damit ich genügend Energie tanken kann durch den Schlaf, um mich mit den eigentlichen Ursachen befassen zu können.

 

>>Zu einem klaren Ja oder Nein kann man hier nicht raten. Schlafmittel sind jedoch nicht Ursachen-heilend, sondern Symptom-bekämpfend. Können aber vorübergehend äußerst sinnvoll sein. Jedoch nur dann, wenn ich die durch den Schlaf gewonnene Energie nutze, um mich auf die Ursachen zu konzentrieren und Lösungen zu finden.<<

 

Aber die Ärzte verschreiben immer Medikamente.

 

Wenn ich zum Arzt gehe, muss ich mir darüber bewusst sein, dass es ein Mediziner ist. Wie der Name besagt, ist es seine Aufgabe das Problem aus medizinischer Sicht zu betrachten und zu behandeln. Mit Medizin, Medikation, zu behandeln, entspricht seinem Berufsfeld, seiner Überzeugung. Medizin ist seine Methode.

 

>>Ein Mediziner verschreibt Medikamente, da es seine Methode ist, Probleme zu behandeln.<<

 

Welches Medikament ist das Beste?

 

Jedes Medikament hat eine Reihe von Nebenwirkungen. Diese können, müssen aber nicht auftreten. Es ist individuell unterschiedlich, wer auf welches Medikament wie reagiert.

 

>>Es hilft nur, in Absprache mit dem Arzt, auszuprobieren.<<

 

Welche Arten der Behandlung gibt es bei Schlafstörungen?

 

Die medizinische Herangehensweise ergibt Sinn, wenn eine körperliche Ursache zu finden ist. Das sollte IMMER zuerst abgeklärt werden.

Medizinische Behandlung funktioniert demnach auch nur bei medizinischen Ursachen. 

50% aller Schlafstörungen werden jedoch durch ungünstigen Schlaf-Wach-Rhythmus in Kombination mit Arten von Stress (zB störende Gedanken) verursacht. Diese Kombination tritt vor allem bei psychischen Schwiergkeiten auf, muss aber nicht gleich heißen, dass ich psychisch krank bin. Schickt mich also also der Arzt zum Psychiater ist das völlig normal. Der Mediziner schickt zum Mediziner mit anderem Schwerpunkt. Auch Psychologen können hier helfen, ich brauche aber nicht gleich eine Psychotherapie. Psychologische Beratung kann durchaus sinnvoll sein.  Lassen Sie sich nicht gleich von dem "Psycho" im Wort abschrecken. Es ist lediglich eine andere Methode, eine andere Herangehensweise.

Habe ich Stress und nehme Schlafmittel, kann ich vielleicht wieder schlafen. Setze ich das Medikament dann ab und habe weiterhin Stress, schlafe ich wieder schlecht.

Psychologische Berater oder Personen, die sich mit Themen wie Schlafhygiene, Stressmanagement und Stressbewältigung auskennen, sind hier die richtigen Ansprechpartner.

Seminare können sinnvoll sein. Bei Schlafstörungen ist jedoch eine persönliche bzw. individuell auf mich abgestimmte Beratung sinnvoller, da die Ursache meist eine Mischung aus verschiedenen Dingen ist.

Dann gibt es noch eine Menge alternativer Hilfsmittel, die zusätzlich hilfreich sein können. Sie sind jedoch mit Vorsicht zu genießen und meist wirken sie nur in Kombination. Denn auch sie bekämpfen oft nur einen Teil der Ursachen. Ein Hilfsmittel allein ist meist noch keine Lösung des zugrunde liegenden Problems.

Ein Beispiel: Ich habe ein Loch im Zahn und Schmerzen dadurch. Ich kaue nur noch auf der anderen Seite und benutze Mundwasser, um die Bakterien zu vermindern. Ich wundere mich, dass das Problem anhält. Vielleicht sollte ich zum Zahnart gehen, der das Loch versiegelt und in Zukunft besser auf meine Ernährung und Zähneputzen achten.

 

>>Es gibt zahlreiche Methoden. Ich muss selbst herausfinden, welche für mich die geeignete ist oder welches die geeignete Mischung an Methoden. Medizinische Abklärung auf körperliche Ursachen ist jedoch IMMER essentiell. Wird keine offensichtliche medizinische Ursache gefunden, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es an anderen Einflüssen liegt, denn die häufigste Ursache (50%) ist ungünstiger Schlaf-Wach-Rhythmus gepaart mit unterschiedlichen Arten von Stress (dazu gehören auch zB störende Gedanken).<<

 

Wie finde ich heraus, welche für mich die beste Methode ist?

 

Natürlich sollten Sie sich über verschiedene Methoden informieren, übertreiben Sie es aber nicht. Sammeln Sie zu viele Informationen, sehen Sie den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Wichtig ist, dass Sie sich mit der Methode/mit den Methoden wohlfühlen und die Überzeugungen, die hinter der Methode stecken, nachvollziehen und teilen können. Es gibt keine ultimative Lösung. Nie zu unterschätzen ist der Placebo-Effekt, der dann zum Tragen kommt, wenn ich daran glaube, was ich tue. Wichtig ist nicht was mir andere raten oder was anderen hilft, sondern woran ich glaube, was mir hilft.

 

>>Vertrauen Sie Ihrer Intuition!<<

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Kommentare: 2
  • #1

    Emma (Sonntag, 19 Juli 2020 11:14)

    Hallo,
    ich bin gerade über den Artikel gestolpert- ich hatte im letzten Jahr selber eine schwere Schlafstörung und habe mich daher sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt. Bei dem Artikel ist mir aufgestoßen, dass Medikamente nicht die Ursache der Schlafstörung beheben. Das stimmt so nach meiner Erfahrung nicht. Natürlich hat primär die Auslösung der Schlafstörung einen anderen Grund, der im Stress- Management zu suchen ist. Allerdings verlaufen richtige Schlafstörung meist chronisch, das heißt man hat in diesem Zusand selber nur einen geringen Einfluss darauf. Das Problem ist, dass das Gehirn das mit dem Schlafen falsch abspeichert. Nur wenn es viele Nächte gibt in denen der Betroffene viel Schläft kann der Körper es langsam wieder anderes abspeichern- das dauert ca. ein halbes Jahr oder länger. Daher muss ich dem Artikel widersprechen. Die Medikamente heilen letztlich die Schlafstörung und sind in der Behandlung sehr wichtig. Auch hier hilft nicht jedes Medikament gleich, sondern es ist ganz individuell was bei wem gut anschlägt. Daher muss man vieles ausprobieren. Ich hoffe ich kann mit diesem Artikel verschiedene Irrtümer ausräumen. Mit freundlichen Grüßen

  • #2

    Johanna Staus Phönixberatung (Sonntag, 19 Juli 2020 14:33)

    Liebe Emma,
    herzlichen Dank für deinen Kommentar und das Teilen deiner Erfahrung!
    Bei "richtigen" Schlafstörungen ist der Hormon-Haushalt durcheinander geraten, wodurch man vorübergehend tatsächlich auf Medikation angewiesen sein kann. In diesem Fall ganz klar, wie auch im Artikel erwähnt, körperliche Faktoren sollten immer zunächst abgeklärt werden! Verhalte ich mich aber gleichzeitig nicht schlaffördernd, so kann auch das beste Medikament meine Schlafstörung nicht langfristig heilen. Durch kontraproduktives Schlafverhalten gerät der Hormon-Haushalt erneut in Dysbalance und ich entwickle erneut eine Schlafstörung.
    Auch die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) empfiehlt Medikamente (und nur bestimmte) lediglich kurzfristig (4 Wochen) einzusetzen. Dies jedoch auch nur dann, wenn eine Kognitive Verhaltenstherapie nicht gänzlich erfolgreich war. (https://www.dgsm.de/downloads/aktuelles/S3%20LL%20Nicht-erholsamer%20Schlaf%20Kap%20Insomnie%20Somnologie%202017.pdf)
    Bei einer beginnenden Schlafstörung kann ein Schlaftraining schon ausreichen. Dies sollte mindestens beinhalten: Aufklärung, Schlafhygiene, Abfrage schlafhinderlichen Verhaltens, Abklärung komorbider Erkrankungen.
    Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung!
    Herzliche Grüße,
    Johanna