Ist es wirklich Mut?

„Johanna, ich finde so mutig, dass du dich selbstständig gemacht hast!“

Wie viel Mut braucht es denn, etwas zu tun, das man liebt? Oder ist es mutiger in einem Hamsterrad zu bleiben auf die Gefahr hin, dass man da irgendwann rauskatapultiert wird?

Was hatte ich denn zu verlieren? Einen Job, den ich nicht mehr mochte? Geld, von dem ich mir nicht kaufen konnte, was mich glücklich macht? Zeit, die ich damit vergeudete etwas zu tun, das ich nicht liebte?

Fördere ich damit nicht meine Selbstwirksamkeitserwartung? Ich selbst entscheide darüber, was (auf mich) wirkt? Was ich BEwirke?

Ich mach mir die Welt, wiediewiediewieee sie mir gefällt! Warum ist das denn eine so oft gehörte, gesehene, geliebte Geschichte? Warum ist das denn eine Geschichte für Kinder? Wenn nicht, weil gewollt wird, dass Kinder davon beeinflusst werden? Ist das nicht die Botschaft? Mach dir die Welt, wie sie dir gefällt! Warum soll das nicht mehr gelten, wenn wir erwachsen werden? Warum sollten wir es dann als Kinder lernen? Geht es darum, als Kind ein schönes Leben zu haben und zu denken die Welt ist bunt und schön und dann kommt das Erwachsenwerden und der Traum ist vorbei? Wird Kindern etwas vorgegaukelt, damit sie so spät wie möglich merken, dass das Leben gar nicht bunt und schön ist?

Ja, ich möchte lange leben. Ja, ich hätte auch dann, wenn ich nicht mehr in der Lage bin aktiv etwas zu tun um Geld zu verdienen, gerne genügend Geld um mir leisten zu können, was ich brauche. Aber nicht zu dem Preis, dass mir der ganze Weg bis dahin so gar keinen Spaß macht weil er nicht bunt und schön ist. Denn dieser Weg ist hoffentlich so viel länger. Und die Wahrscheinlichkeit, dass er so viel länger ist, wird umso größer, je schöner ich diesen Weg finde!

ALLES hat seinen Preis. Ich selbst entscheide darüber welchen Preis ich bereit bin für was zu bezahlen.

Mein Leben wird definiert durch meine Entscheidungen.

Kommentare: 1
  • #1

    Johanna Kösler (Dienstag, 12 Mai 2020 12:59)

    Liebe Johanna,
    schön dass Du aufgreifst was mir auch begegnet ist. Als ich den gutbezahlten Job beim renommierten Arbeitgeber aufhörte, ohne Plan und Anschluss-Job. Es war nicht mutig, sondern notwendig.
    Die Aussage hinter "Mensch, bist Du mutig" war oft: "ich würde das auch gern tun, aber will die Konsequenzen nicht tragen". Die Menschen hatten kein Vertrauen in sich selbst...